Die COVID-19-Pandemie in Brasilien ist ein regionales Teilgeschehen der weltweiten COVID-19-Pandemie. Das Ende 2019 neu aufgetretene Virus SARS-CoV-2 aus der Familie der Coronaviren verursacht die Infektionskrankheit COVID-19.
Ein erster COVID-19-Fall in Brasilien wurde am 25. Februar 2020 berichtet,[1] ein erster Todesfall datiert vom 17. März 2020. Mit Stand 19. Mai 2020 hatte Brasilien rund 255.000 Infizierte und lag damit weltweit nach den USA und Russland auf Platz 3. Dabei gab es rund 17.000 Todesfälle. Einige Schätzungen im Mai 2020 gingen davon aus, dass aufgrund der geringen Zahl an Tests die tatsächliche Mortalität doppelt so hoch lag und die Zahl der Infizierten sogar 15 mal so hoch war wie die offiziellen Zahlen.[2] Mit Stand 4. Juli 2020 zählte Brasilien mehr als 1,5 Millionen registrierte Infizierte und mehr als 63.000 Tote.[3] Nur die Vereinigten Staaten hatten noch höhere Infiziertenzahlen.[4]
Am 8. August 2020 wurden vom brasilianischen Gesundheitsministerium 100.000 Corona-Tote gemeldet. Brasilien war nach den USA das zweite Land, das diese Schwelle überschritt.[5] Am 10. Oktober 2020 wurde die Marke von 150 000 Corona-Toten überschritten.[6] Mitte Dezember 2020 hatte das Land mehr als sieben Millionen Infizierte, rund 185.000 Menschen waren in Verbindung mit dem Virus gestorben.[7] Anfang März 2021 überstieg die Zahl der Toten 250.000[8], am 24. März 300.000.[9] Am 10. April 2021 überstieg die Zahl der Toten die Marke von 350.000.[10] Neben Erwachsenen starben in Brasilien zudem bis Mitte April 2021 1300 Babys an dem Virus.[11] Ende April waren mehr als 400.000 Menschen an dem Virus verstorben.[12] Die Marke von 500.000 Coronavirus-Toten wurde am 19. Juni 2021 überschritten.[13] Damit hatte Brasilien, wo ca. 2,7 % der Weltbevölkerung leben, rund 13 % der weltweiten Coronatoten zu verzeichnen, obwohl die Todeszahlen in Brasilien wahrscheinlich noch unterschätzt wird.[14] Gesundheitsexperten befürchteten noch eine deutliche Verschlimmerung der Lage spätestens im kommenden Winter, da zu diesem Zeitpunkt erst 15 Prozent der Bevölkerung voll geimpft waren.[13]
Im November 2020 wurde erstmals Lineage P.1 gefunden. Diese COVID-Mutation ähnelt der britischen Mutation B.1.1.7, die deutlich ansteckender und 60 % tödlicher als das ursprüngliche COVID-Virus ist. P.1 verbreitete sich rasant in Manaus und machte die Stadt (sie hat 2,2 Millionen Einwohner) und die Region bald zu einem COVID-Hotspot. Teilweise sind Patienten gleichzeitig mit den beiden Varianten P.1 als auch B.1.1.7. infiziert. Nicht zuletzt deshalb besteht die Gefahr, dass sich durch Kreuzung verschiedener Varianten weitere, potentiell noch gefährlichere Mutationen entstehen könnten, die unter Umständen auch resistent gegenüber den gegenwärtig vorhandenen SARS-CoV-2-Impfstoffen sein könnten.[15] Nachdem die Pandemie außer Kontrolle geraten und die Versorgung der Krankenhäuser mit Medikamenten zusammengebrochen war, baten Mitte April 2021 verschiedene Gouverneure die Vereinten Nationen um humanitäre Hilfe, um dringend benötigte Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und Sauerstoff sowie Impfstoffe zu besorgen.[16]
Als wichtiger Faktor für den Verlauf der Pandemie im Land gilt Präsident Jair Bolsonaro. Bolsonaro steht wegen seines Umgangs mit der Pandemie in der Kritik, weil er sie immer wieder verharmlost, ihre Gefahren leugnet, Falschinformationen verbreitet und keine Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung initiiert. Unter anderem stellte er die COVID-Impfungen in Frage und erklärte, sich nicht impfen zu lassen.[7] Auch mit Stand März 2021 leugnet Bolsonaro weiterhin die Gefährlichkeit des Virus[17], untergräbt die von Gouverneuren der Bundesstaaten angeordnete Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie, ruft zum Boykott der Lockdowns auf und sabotiert die Impfkampagne gegen das Virus.[18]
Im Oktober 2021 antwortete Bolsonaro auf die Frage eines Journalisten nach der Zahl der Toten in Brasilien, er sei nicht hergekommen, um sich zu langweilen. Zu diesem Zeitpunkt waren in Brasilien mehr als 600.000 Menschen an COVID-19 gestorben, die zweithöchste Zahl weltweit. Zugleich betonte er mehrfach, dass er nicht gegen COVID-19 geimpft sei. Bereits zuvor hatte er immer wieder den Sinn von Impfungen bezweifelt.[19] Noch im selben Monat veröffentlichte ein Ausschuss des Bundessenats einen 1200 Seiten umfassenden Bericht, dessen Ausarbeitung sechs Monate in Anspruch nahm. Darin empfiehlt der Ausschuss der Abgeordnetenkammer, gegen Bolsonaro sowie etwa 60 weitere Menschen (darunter fünf Minister oder Ex-Minister sowie drei Söhne Bolsonaros) wegen Verfehlungen des Präsidenten und seiner Regierung im Corona-Krisenmanagement ein gerichtliches Verfahren zu eröffnen. Als einer von 10 vorgeschlagenen Anklagepunkten ist in dem Bericht auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit genannt worden.[20]